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Prozessorientierte ERP Auswahl

Digitalisierung von Prozessen und herstellerneutrale Software Beratung für Industrie- und Handelsunternehmen

15. Juli 2024

von: Christian Siebert

Die Digitalisierung ist längst zu einem festen Bestand­teil der Geschäfts­strategie kleiner und mittlerer Unter­nehmen geworden. Diese Entwicklung birgt sowohl Chancen als auch Heraus­forderungen, insbesondere wenn es um die Verfüg­bar­keit von quali­fizierten Fach­kräften geht. KMU finden sich zunehmend in einem Dilemma wieder: Während der techno­logische Fort­schritt neue Möglich­keiten bietet, verschärft sich der Mangel an IT-Fach­kräften, was eine effektive Umsetzung digitaler Strategien erschwert. Der Bedarf an Experten, die nicht nur tech­nisch versiert sind, sondern auch in der Lage sind, die digitale Trans­formation zu begleiten und voran­zutreiben, steigt stetig. Bereits im Jahr 2023 konnten 137.000 Stellen in der IT nicht besetzt werden. Ein Trend, der sich laut Bundes­verband Informations­wirt­schaft, Tele­kommu­nikation und Neue Medien e.V. (Bitkom) weiter verschärfen wird. Ihm zufolge könnten bis zum Jahr 2040 über 660.000 IT-Fach­kräfte in Deutsch­land fehlen. In diesem Kontext müssen KMU innovative Lösungs­wege finden, um diesen Engpass zu überwinden und ihre Wett­bewerbs­fähigkeit zu sichern.

Ursachen des Fach­kräfte­mangels

Bevor wir uns den Maß­nahmen gegen den Fach­kräfte­mangel widmen können, müssen wir zunächst die Ursachen des Fach­kräfte­mangels verstehen. Nur durch ein gründ­liches Verständnis dieser Faktoren können wir geeignete Strategien entwickeln, um dem Problem effektiv entgegen­zuwirken und lang­fristige Lösungen zu finden.

Techno­logischer Fort­schritt

Big Data, Robotik, maschinelles Lernen, generative KI: Der techno­logische Fort­schritt revo­lutioniert die Art und Weise, wie wir arbeiten. Arbeits­abläufe werden effizienter, Kosten gesenkt und komplett neue Geschäfts­modelle entstehen. Das wirkt sich auch funda­mental auf den Arbeits­markt aus. Einige Stimmen meinen, dass KI und Co. in Zukunft zu einem massiven Stellen­abbau führen könnten. Eine These, die der „Rat der Arbeits­welt“ so nicht bestätigt sieht. Zwar geht das Experten­gremium davon aus, dass bis zum Jahr 2040 bis zu 3,6 Millionen Arbeits­plätze durch die Digitali­sierung obsolet werden könnten, aber dafür im gleichen Maß neue Arbeits­plätze entstehen. Arbeits­plätze, bei denen es auf spezielle Skills im Umgang mit neuen Techno­logien ankommen wird.

Demo­grafischer Wandel

Ein weiterer signi­fikanter Faktor, der den Fach­kräfte­mangel in der IT-Branche beein­flusst, ist der demo­grafische Wandel. Die Bevölke­rung in vielen Industrie­ländern altert, und die Zahl der jungen Menschen, die in den Arbeits­markt eintreten, ist rück­läufig. In den nächsten 10 Jahren wird so der Anteil der arbeits­fähigen Bevölkerung um etwa 4 Mio. Menschen schrumpfen, was fast 7 % des gesamten Arbeits­marktes entspricht. Dies wirkt sich besonders in techno­logie­intensiven Branchen wie der IT aus, wo ständig frische Talente benötigt werden, um mit den rasanten techno­logischen Entwick­lungen Schritt zu halten. Der Branchen­verband Bitkom sieht im demo­grafischen Wandel eine ernste Heraus­forderung für deutsche KMU, da die Anzahl der Berufs­einsteiger, die notwendige technische und digitale Fähig­keiten mitbringen, nicht ausreicht, um den Bedarf des wachsenden IT-Sektors zu decken. Dies verschärft die Lücke zwischen dem Bedarf an quali­fizierten Fach­kräften und dem verfügbaren Angebot erheblich.

Bildungs­lücken und Quali­fikations­defizite

Die rasanten Entwick­lungen in der IT stellen das Bildungs­system vor große Heraus­forderungen. Die Akkredi­tierung neuer Studien­gänge dauert mitunter Jahre. Dies führt zu einer erheb­lichen Diskrepanz zwischen den am Arbeits­markt geforderten und den durch das Bildungs­system vermittelten Fähig­keiten. Darüber hinaus neigen viele akademische Programme dazu, theore­tisches Wissen zu priorisieren und vernach­lässigen dabei die praxis­orientierten Skills, die in der IT-Branche unmittelbar erforder­lich sind. Um diese Lücke zu schließen, ist eine stärkere Kooperation zwischen Hoch­schulen und der IT-Industrie uner­lässlich. Eine solche Partner­schaft könnte dazu beitragen, Lehrpläne so anzupassen, dass sie praxisnahe Fähig­keiten vermitteln und gleich­zeitig die konti­nuierliche Weiter­bildung etablierter Fachkräfte fördern. Dieser Ansatz würde es KMU ermöglichen, schneller auf quali­fizierte und direkt einsetz­bare IT-Spezialisten zurück­zugreifen.

Globale Konkurrenz

Deutschland rutscht im inter­nationalen Kampf um hoch quali­fizierte Fach­kräfte zunehmend ab. Eine Studie der Bertels­mann Stiftung zeigt, dass Deutsch­land im OECD-Index für Talent­attrak­tivität von Platz 12 im Jahr 2019 auf Platz 15 im Jahr 2023 zurück­gefallen ist. Länder wie Neuseeland, Schweden, die Schweiz, Australien und Norwegen bieten für Talente deutlich attrak­tivere Bedingungen, was beruf­liche Chancen, Einkommen und soziale Sicher­heit betrifft.

Die Studie kritisiert zudem die langsame Digitali­sierung in Deutsch­land und büro­kratische Hindernisse, wie das erforder­liche Mindest­kapital für Unter­nehmens­gründer, die das Land im Vergleich zu anderen weniger attraktiv machen. Auch die Akzeptanz von Migranten spiele eine Rolle bei der sinkenden Attrak­tivität Deutsch­lands als Zielort für inter­nationale Fach­kräfte. Dabei sieht die Industrie eine große Gefahr für den deutschen Arbeits­markt durch den zunehmenden Rechts­ruck. Der Präsident des Bundes­verbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI), Siegfried Russwurm, hatte daher mit Blick auf die Land­tags­wahlen in Deutsch­land 2024 gefordert: „Als Industrie appellieren wir an Besonnen­heit und Vernunft. Wir wollen und wir brauchen eine offene Gesell­schaft und die Bereit­schaft und Fähig­keit zum politischen Diskurs und zum demo­kratischen Kompromiss.“

Was KMU konkret gegen den Fach­kräfte­mangel tun können

Angesichts der viel­schichtigen Probleme zeigt sich, dass der Fach­kräfte­mangel nur behoben werden kann, wenn sowohl Politik und Unter­nehmen als auch die Gesell­schaft bereit sind, ihren Teil dazu beizu­tragen. An dieser Stelle möchten wir auf 7 Strategien eingehen, mit denen kleine und mittlere Unternehmen gezielt dem Fach­kräfte­mangel entgegen­steuern können.

1. Interne Weiter­bildung und Um­schulung
Kleine und mittlere Unter­nehmen können dem Fach­kräfte­mangel entgegen­wirken, indem sie in die Weiter­bildung ihrer Mitarbeiter investieren. Indi­viduelle Schulungs­programme ermöglichen es den Ange­stellten, sich konti­nuierlich weiter­zuentwickeln und mit den neuesten techno­logischen Trends Schritt zu halten. Dies stärkt nicht nur die Kompetenz und Effizienz des Teams, sondern fördert auch die Mitarbeiter­bindung, da sich die Beleg­schaft wert­geschätzt und gefördert fühlt. Dabei können Unter­nehmen und Mitarbeiter von speziellen Förderungen für Weiter­bildungen profitieren, wie sie beispiels­weise von der Investitions­bank angeboten werden.

2. Flexible Arbeits­modelle
Blicken wir der Wahr­heit ins Gesicht: Ein Nine-to-five-Job ist nicht mehr zeit­gemäß. Durch die Ein­führung flexibler Arbeits­zeiten und die Möglich­keit zum Home­office können KMU ein breiteres Spektrum an Fach­kräften ansprechen. Solche Modelle sind besonders attraktiv für Fach­kräfte, die aufgrund persön­licher Umstände oder Standort­präferenzen flexible Lösungen suchen. Das erhöht nicht nur die Attrak­tivität des Unter­nehmens als Arbeit­geber, sondern trägt auch dazu bei, talen­tierte Fach­kräfte lang­fristig zu binden.

3. Koopera­tionen mit Bildungs­einrich­tungen
Eine enge Zusammen­arbeit mit Universi­täten und Fach­hoch­schulen kann KMU dabei helfen, direkt auf junge Talente zuzu­greifen. Durch Partner­schaften können Praktika und Werk­studenten­stellen angeboten werden, die Studie­renden praktische Erfah­rungen ermöglichen und den Unter­nehmen frische Perspek­tiven bringen. Zudem könnte die Mitge­staltung von Curricula sicher­stellen, dass die Lehr­inhalte den aktuellen Anforde­rungen der Industrie entsprechen.

4. Aktive Rekru­tierung und Employer Branding
Fachkräfte sind sich heute ihrer sozialen und umwelt­poli­tischen Verant­wortung bewusst und wählen deshalb bevorzugt Unter­nehmen, deren Werte mit ihren eigenen über­ein­stimmen. Um im Wett­bewerb um die besten Köpfe bestehen zu können, müssen KMU sich als attrak­tive Arbeit­geber positio­nieren. Dies kann durch gezieltes Employer Branding und aktive Rekru­tierungs­strategien erreicht werden, wie die Präsenz auf Karriere­messen, die Nutzung sozialer Netz­werke und die Durch­führung von Image­kampagnen, die die Vorteile des Unter­nehmens für den Arbeit­nehmer aber auch seine gesell­schaft­liche Rolle unter­streichen.

5. Inter­nationale Talent­akquise
Die Erweiterung der Rekru­tierungs­bemühungen auf inter­nationale Märkte kann KMU Zugang zu einem globalen Pool von Fach­kräften verschaffen. Dies kann durch die Zusammen­arbeit mit speziali­sierten Rekru­tierungs­agenturen oder durch inter­nationale Networking-Events erfolgen. Eine offene Unter­nehmens­kultur und Schulungen für Führungs­kräfte können dabei helfen, inter­nationale Fach­kräfte besser in das eigene Unter­nehmen zu inte­grieren, sei es vor Ort oder über einen Remote-Job.

6. Interne Inno­vations­förderung
Der Wettbewerb zwingt Unter­nehmen dazu, sich beständig weiter­zuent­wickeln. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, lautet ein Sprich­wort. Deshalb sollten KMU eine Unter­nehmens­kultur fördern, die Inno­vation und kreative Problem­lösungen unter­stützt. Das kann durch flache Hierar­chien, eine offene Fehler­kultur, interne Hacka­thons, Inno­vations­workshops und Förder­programme für Mit­arbeiter­projekte geschehen. Solche Initia­tiven motivieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern machen das Unter­nehmen auch für außen­stehende Talente attrak­tiver.

7. Digitalisierungs­partner einbe­ziehen
Neben den bisher kennen­gelernten Strategien kommt noch eine weitere, entschei­dende ins Spiel: externe Partner. Wenn es um die Digitali­sierung geht, müssen KMU nicht alles selbst machen und nicht immer lohnt es sich, Fach­kräfte selbst einzu­stellen. Die Zusammen­arbeit mit einem erfahrenen Digitali­sierungs­partner, wie SelectLine, kann hier entschei­dend sein. Solche Partner bringen nicht nur spezifi­sches techno­logisches Know-how mit, sondern auch Erfahrung in der Imple­mentierung komplexer IT-Lösungen in verschie­densten Branchen. Sie helfen, digitale Strategien effizient umzu­setzen, ohne dass KMU in teure interne Ressourcen investieren müssen. Außerdem können diese Partner bei der Schulung des vorhandenen Personals unter­stützen, um die Akzeptanz und effektive Nutzung neuer Systeme zu fördern. Indem KMU externe Expertise für speziali­sierte Aufgaben nutzen, können sie sich auf ihre Kern­kompe­tenzen konzen­trieren und gleich­zeitig ihre Digitali­sierungs­ziele erreichen. Dies schafft einen Wett­bewerbs­vorteil, ohne die eigenen Ressourcen zu über­dehnen.

Schluss­folgerung und Zusammen­fassung

Der Fachkräfte­mangel betrifft besonders KMU, die zunehmend Schwierig­keiten haben, qualifi­zierte IT-Fach­kräfte zu finden. Daher ist es wichtig, dass politische und gesell­schaft­liche Rahmen­bedingungen geschaffen werden, um die Aus- und Weiter­bildung im IT-Bereich zu fördern und Deutsch­lands Attrak­tivität für inter­nationale Fach­kräfte zu steigern.

Zusätzlich können Unter­nehmen selbst aktiv werden, um sich als attrak­tive Arbeit­geber zu positio­nieren. Insbe­sondere Unter­nehmen, die einen klaren Fokus auf ihre gesell­schaftliche Verant­wortung legen und eine werte­orientierte Mission verfolgen, sind bei Fach­kräften zunehmend beliebt, die nach einem sinn­stiftenden Arbeits­umfeld suchen.

Durch die Umsetzung interner Weiter­bildungs­programme, die Förderung flexibler Arbeits­modelle und die Zusammen­arbeit mit Bildungs­einrich­tungen können KMU ihre Chancen verbessern, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Die Offen­heit gegenüber inter­nationalen Talenten eröffnet zudem neue Möglich­keiten, dem Fach­kräfte­mangel entgegen­zuwirken und frische Perspek­tiven ins Unter­nehmen zu bringen.

Eine wichtige Rolle spielen auch externe Partner, die KMU effektiv bei der Digitali­sierung ihrer Geschäfts­abläufe unter­stützen können. ERP-Anbieter wie SelectLine bieten KMU nicht nur passende Software, um Prozesse zu optimieren, sondern auch das nötige Know-how, um Mitarbeitern die erforder­lichen Fähig­keiten im Umgang mit den ERP-Programmen zu vermitteln.